Das Mobilitätskonzept von Dock 71 – Die Idee und ihre Geschichte bis heute

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Mobi-Dock71 – so haben wir unser Mobilitätskonzept getauft. Und der Name ist Programm. Denn mobil wollen wir in unserem Wohnprojekt Dock71 sein, auch wenn nicht mehr zu jeder Wohnung ein eigener Garagenstellplatz mit Auto gehört. Die Idee für unser Konzept wurde aus der Not geboren: Nachdem wir uns bereits fast ein Jahr lang getroffen hatten, stellte sich heraus, dass eine zweite Tiefgaragenebene in der HafenCity einfach zu teuer wäre. Wir würden nicht für jede Wohnung einen Stellplatz in der Garage haben können. Was tun? Schließlich gab es unter uns zwar einige Ich-kaufe-mir-nie-wieder-einen-eigenen-Wagen-Mitglieder, doch andere hatten ein Auto und wollen auch in Zukunft nicht darauf verzichten. Wir mussten also neue Wege beschreiten, wenn wir alle an Bord halten wollten.

Das bisher bekannte Modell in Hamburg für Wohnprojekte mit einem geringerem Stellplatzschlüssel (Pro neuer Wohnung, die in Hamburg gebaut wird, verpflichtet sich der Bauherr, Stellplätze für die Autos zu schaffen, damit diese nicht die Straße zustellen) heißt "autoarmes" Wohnen. Dies verlangt dank einer aus unserer Sicht mittlerweile lebensfernen Gesetzesregelung, dass sich eine bestimmte Anzahl von Wohnungskäufern in dem jeweiligen Projekt in der Teilungserklärung verpflichtet, dauerhaft auf ein Auto zu verzichten.

Für uns war das nicht wünschenswert: Das Ergebnis wären Wohnungen mit unterschiedlichen Einträgen in den Teilungserklärungen gewesen, sprich, eine geteilte Gruppe. Und dann dieses Wort: „autoarm“! Wieso ist man „arm“, wen man keinen eigenen PKW mehr hat? Nein, wir wollten etwas anderes, etwas, das unsere Gruppe widerspiegelte; etwas, das den Auto-Fan ebenso wie den begeisterten Radler oder den Car-Sharing-User mitnimmt. Wir wollten ein Modell-Projekt entwickeln, mit dem sich Hamburg vielleicht auch über seine Stadtgrenzen hinaus einen Namen machen kann.

Mittlerweile stehen die Grundzüge: Wir werden die Garage gemeinschaftlich kaufen und die Stellplätze vermieten. Wir garantieren der Stadt, dass wir als Gruppe insgesamt weniger Autos besitzen und fahren werden als der Durchschnittshamburger. Wir haben mit dem HVV verhandelt und als erste private Gruppe der Stadt die Möglichkeit für ein Bewohnerticket ausgebarbeitet. Wir wollen einen Fahrradladen bei uns integrieren, Car-Sharing-Plätze in der Garage bereithalten, Elektromobilität möglich machen, mit den Nachbarn kooperieren, gemeinsam mögliche Mehrkosten tragen usw. – kurz: Wir wollen beweisen, dass man neue Wege beschreiten muss, wenn man wirklich langfristig dafür sorgen will, dass weniger Autos unsere Straßen verstopfen. Bei uns geht es nicht um ein Entweder-oder (Autofreaks gegen Autoverächter). Bei uns geht es um ein modernes Mobilitätskonzept, das die unterschiedlichsten Angebote (ÖPNV, Car-Sharing, Privatwagen, Car-to-go, Leihräder, Elektromobilität usw.) miteinander verknüpft. Derartige Ideen werden von Verkehrsforschern schon länger als einzige Möglichkeit gesehen, drohende Verkehrsinfarkte in der Großstadt zu vermeiden. So gesehen, sind wir Trendsetter – und dass dies nicht nur unsere Meinung ist, zeigt das Interesse der Wissenschaft: Unser Projekt wird mit einem eigenen Forschungsprojekt von der TU Harburg und dem dort lehrenden Verkehrsexperten Professor Carsten Gertz wissenschaftlich begleitet und evaluiert werden.

Bei aller Euphorie und Zustimmung (auch Oberbaudirektor Jörn Walter hat uns persönlich seine Unterstützung zugesichert) – die Verwaltungsmühlen mahlen hartnäckig und langsam. Noch ist unser Konzept von den Behörden nicht abgesegnet, noch kann es scheitern.

Und es soll nicht verschwiegen werden: Auch in der Gruppe ist der Prozess schwierig. Viele sind skeptisch: Kann das wirklich funktionieren? Was kostet mich das am Ende? Kann ich meinen eigenen PKW problemlos behalten? Was wird, wenn ich eines Tages doch einen Privat-PKW brauche, weil ich vielleicht gehbehindert bin oder wir kleine Kinder bekommen haben? Es ist noch ein langer und steiniger Weg. 

Wir von der AG Mobi-Dock sind überzeugt davon, dass wir es schaffen. Drückt uns die Daumen. Der Weg lohnt sich! 

Und für alle Zweifler hier ein schönes NDR-Feature mit allen Hintergründen, warum wir das jetzt unbedingt und gegen alle Widerstände machen sollten:

Stop and Go – stößt die Mobilität an ihre Grenzen?
 http://www.ndr.de/info/audio129187.html

Für die Mobilitäts-AG
 Dorothea Heintze